Kaarst – Mit Griechenland als zusätzlicher Bezugsquelle will KÖLLA sich in Zukunft international noch breiter und flexibler aufstellen. Aber nicht nur nach außen ist das Traditionsunternehmen, das in diesem Jahr hundertjähriges Bestehen feierte, sichtbar gewachsen. Auch intern wurden Prozesse und Wissensstrukturen optimiert. Vor allem wurde die Kommunikation in der gesamten Gruppe über Ländergrenzen hinweg noch stärker vernetzt. Anfang des Jahres sind mit den Eintritten von Florian Walther und Benedikt Wetterau in die Geschäftsführung der KÖLLA GmbH & Co. KG auch personell die Weichen neu gestellt worden.
Michael Schotten
Das Fruchtgeschäft wird auf nationaler und internationaler Ebene von Jahr zu Jahr anspruchsvoller, die Anforderungen an Erzeuger und Beschaffer immer höher und komplexer. Ohne klare Strategie und Zukunftsvision, ohne Vertrauen in die eigene Stärke und Bereitschaft zum Wandel wird es daher immer schwerer, im Markt Akzente zu setzen. Es gehört zu den Besonderheiten von KÖLLA, der Zeit irgendwie immer einen Schritt voraus gewesen zu sein. Schon in den 80er Jahren erkannte man, welch immense Bedeutung dem vernetzten Arbeiten in komplexen Lieferketten bei gleichzeitig immer anspruchsvolleren Kundenvorgaben zukommt. Heute wissen wir, dass das Thema aktueller denn je ist. Managing Director Georg Hoffmann unterstreicht bei unserem Gespräch am Firmensitz in Kaarst den enormen Stellenwert der Digitalisierung. „Die Einrichtung einer umfassenden Dateninfrastruktur ist bei uns ein Riesenthema, das absolut vorrangig behandelt wird. Wie wir uns in Zukunft aufstellen werden, kreist vor allem um dieses Thema. Einerseits, um vor dem Hintergrund der wachsenden Kundenanforderungen die Kosten bis zurück zur Produktion im Griff zu behalten. Andererseits aber auch, um alle Themen perfekt bedienen zu können, die sich um das Produkt selber bewegen. Hier geht es um die gesamte digitalisierte Abwicklung in der Lieferkette, um eine Vielzahl an Daten und Statistiken bis hin zur Erfassung jeden Artikels in allen nur denkbaren Varianten.“
Wie grundlegend ein „digitalisierter Zugriff“ auf die Produktions- und Vertriebsketten – zumal in Echtzeit – ist, weiß auch Managing Director Florian Walther, der über langjährige Kenntnisse in der Obst- und Gemüsebranche, u.a. im Key Account-Bereich, verfügt. Vor vier Jahren zu KÖLLA gestoßen, hat er seit 2019 den Aufbau der LEH-Sparte KÖLLA NOVA GmbH in geschäftsführender Funktion vorangerieben. Seit Beginn diesen Jahres hat Walther auch den operativen Teil des Geschäfts von Georg Hoffmann übernommen. „Wir nutzen die Synergien, die wir innerhalb der Gruppe besitzen, einfach noch besser als früher. Insbesondere das große Know-How, das wir traditionell in Ländern wie Italien, Spanien oder der Türkei besitzen, kann neue Potenziale freisetzen, wenn wir es länderübergreifend vernetzen. In diesem Zusammenhang haben wir auch den Ein- und Verkauf stärker voneinander getrennt, als dies früher der Fall war. Dies betrifft speziell den Lebensmitteleinzelhandel, das Großmarktgeschäft wird weitestgehend noch klassisch bedient“, sagt Florian Walther. „Es geht darum, den Einkauf länderübergreifend so zu strukturieren, dass die Kunden besser und individueller bedient werden können. Eine solche Spezialisierung benötigt man ja auch für Sparten wie Gastronomie, Industrie oder für den Bio-Bereich, der sich bei uns im Übrigen gut entwickelt“, ergänzt Georg Hoffmann.
Regie über die Lieferkette
Mit den wachsenden Anforderungen an die Vorstufen des LEH wächst auch die Zahl der geforderten Qualitäts- und Produktstandards kontinuierlich. Unternehmen sind in der Folge nicht nur gezwungen, ihre physischen Warenströme zu optimieren, sondern auch die dahinterstehenden digitalen Prozesse und den Informationsaustausch in der Wertschöpfungskette zu verbessern. Bei KÖLLA spielen in diesem Zusammenhang drei Faktoren eine Schlüsselrolle. Neben dem Bereich der Lebensmittelsicherheit und den äußerst heterogenen Kundenspezifikationen im LEH muss auch dem dynamischen internationalen Wachstum der Gruppe Rechnung getragen werden. Aus diesem Grunde nutzt man in der KÖLLA Gruppe seit einiger Zeit auch eine Cloud-basierte digitale Plattform zur Automatisierung des Qualitätsmanagements und der Kommunikation in der Lieferkette. „Die Verbraucherinnen und Verbraucher bekommen meist gar nicht mit, wieviel Arbeit im Hintergrund erforderlich ist, um die gesamte Produktions- und Lieferkette exakt auf alle gesetzlichen und kundenspezifischen Anforderungen abzustimmen. Auch vor dem Hintergrund des dynamischen Wachstums der KÖLLA Gruppe ist es eine große Hilfe, wenn viele Parameter automatisiert ablaufen können. Entscheidend ist hierbei auch, dass die Prozesse zur Qualitätssicherung noch enger auf den Einkauf und Verkauf abgestimmt werden können“, erläutert Dr. Rosana Garcia de la Fuente, Quality Advisor in der KÖLLA Gruppe.
Neue Herkünfte und Produkte
Bei aller Digitalisierung handelt ein Unternehmen wie KÖLLA am Ende des Tages aber immer noch in erster Linie mit frischen Produkten. Auch hier tut sich einiges. Nachdem man über Jahre unter Federführung von Gündüz Sadak das Türkeigeschäft ausgeweitet und in moderne Infrastrukturen investiert hat, wird zukünftig auch Griechenland bei KÖLLA eine größere Rolle spielen. Vor rund anderthalb Jahren wurde damit begonnen, die personellen Kapazitäten in Griechenland auszuweiten. Im Fokus sollen dabei zukünftig Trauben, Orangen, Kirschen und weißer Spargel stehen. „Es geht um eine Ergänzung unserer Aktivitäten im Mittelmeerraum, nicht um einen Ersatz. Insbesondere an den Erfolg von griechischem Spargel im deutschen LEH glaube ich fest“, sagt Florian Walther. Aber auch im globalen Traubengeschäft, der Kernkompetenz von KÖLLA schlechthin, ist eine große Dynamik festzustellen. Neben dem ausgewiesenen Traubenexperten Hoffmann hat bei KÖLLA auch Jose Claure, Managing Director von KÖLLA Overseas, einen umfassenden Blick über das weltweite Geschehen. „Wir konzentrieren uns in der Branche zurzeit noch sehr auf die kalifornischen Sorten. Aber auch in Europa verfügen wir z.B. in Italien und Spanien über Produktions-Cluster mit Sorten, die einzigartige genetische Charakteristiken haben, die man sonst nirgendwo anders findet. Einige dieser Sorten werden ab dem kommenden Jahr von uns vertrieben, auch in Deutschland. Auf die Reaktionen sind wir schon sehr gespannt, denn dann hat man auch ein Produkt, das weltweit einzigartig ist“, so Jose Claure. Im Streben um eine ganzjährige Verfügbarkeit und den perfekten „Lückenschluss“ bei Trauben werden nach Einschätzung von Georg Hoffmann und Jose Claure vor allem die späten Sorten den Ton angeben.
DOGK 2021
In Kürze öffnet der Deutsche Obst & Gemüse Kongress in Düsseldorf wieder seine Tore, das Team von KÖLLA, im Übrigen auch in diesem Jahr wieder Sponsor der App, freut sich schon darauf. Erneut ist eine starke Beteilung seitens des Lebensmitteleinzelhandels absehbar. Kein Wunder, Obst und Gemüse wird im LEH bekanntlich gerne als Frequenztreiber und Magnet für andere Produktkategorien genutzt. Für Georg Hoffmann ist mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung klar, worauf es neben einer exzellenten Produktqualität und all den anderen Faktoren, die ein Fruchtlieferant heutzutage gewährleisten muss, in der Obst- und Gemüseabteilung ankommt. „Wichtig ist vor allen Dingen eine klare Verkaufsstrategie, die zu bestehenden und neuen Käuferschichten passt. Qualität muss zu sehen und zu schmecken sein und auch der Erlebnischarakter spielt immer noch eine wesentliche Rolle“, empfiehlt Hoffmann.
v.l. Managing Director, Florian Walther & Managing Director KÖLLA Overseas, Jose Claure